Wer ich bin

Mittwoch, 16. April 2014

Serie: Brief an mein(e) Kind(er)! #3


Meine süßen Jungs,

jeden Tag wird mir bewusst, wie sehr ich euch liebe. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich es euch nicht ausreichend zeige.

Insbesondere dir, mein süßer Chaoszwerg! Aber manchmal bist du einfach verdammt anstrengend und das meine ich nicht vorwurfsvoll. Jeden Tag entdecke ich immer mehr mich selber in dir.

Du bist so begeisterungsfähig und gleichzeitig gehemmt in neuen Situationen. Eine explosive Mischung, die einen oft frustriert! Manchmal hast du einfach auch keine Geduld und auch das ist eine Tugend, die nicht zu meinen Stärken gehört ;-) Du bist temperamentvoll und gibst dich deinen Gefühlen hin, insbesondere, wenn dich etwas stört und verärgert. Es ist manchmal einfach anstrengend, sich selber zu erleben und damit umgehen zu müssen, wozu man eigentlich Andere tagtäglich nötet – grins. Aber ich bin auch so stolz auf dich, so wie du auf dich stolz bist, wenn du dich über neu erlernte Fertigkeiten freust.

Es ist nicht leicht, für uns beide, aber du wirst nun immer selbstständiger und das ist gut so. Ich habe dich dahingehend zu wenig gefördert, hatte zu viel Angst um dich. Ich konnte dich auf Spielplätzen nicht so klettern lassen, wie es andere Eltern taten. Denn ich hätte dich im Falle eines Sturzes nicht auffangen können, wie es die Papas da draußen können. Alles hat eben seine Vorteile. Ich hatte nie Probleme damit, dass ich mit 158cm nicht so groß bin, aber seit ich dich habe, habe ich auch die negativen Seiten erkannt. Nicht alles ist negativ! Z.B. kann ich dafür mit dir in die kleinsten Häuser krabbeln und die höchsten Klettergerüste erklimmen, weil ich überall hereinpasse. Etwas, was deinem Papa mit seiner Größe sehr schwer fallen würde ;-)

Dafür bist du für dein Alter schon sehr zuverlässig. Das hat mir auch erst deine Kindergärtnerin vor kurzem bestätigt. Man kann dich schon alleine Zuhause lassen und mal geschwind eine kleine Gassirunde mit dem Hund gehen, schnelll Milch besorgen oder dir die Bespaßung deines Bruders übertragen, während Mama kurz duschen geht. Seit Neustem kannst du auch endlich die Knöpfe an Hosen eigenständig schließen. Prompt ist unser Hosen-Problem gelöst. Jetzt möchtest du sogar gerne Knopf-Hosen tragen, weil du nach einem Toilettengang nicht mehr mit offenen Hosenstall durch die Kita laufen musst. Du machst sie jetzt einfach selber zu ;-) So lange mussten wir dafür auch nicht üben, aber dich überhaupt zum Üben zu animieren, war schon eine Herausforderung. Du möchtest alles jetzt auf gleich. Ich kenne das Gefühl zu gut, aber manche Dinge fliegen einem nicht zu, man muss sie lernen und erlernen durch Wiederholungen. Mit dieser bitteren Pille kann ich bis heute nur schwer leben.

Ich muss gerade Schmunzeln, denn dein Bruder liegt draußen im Flur in der Kinderwagentasche und wacht gerade auf. Er war gerade schwer beschäftigt, dem Knattern seines Popos zu urteilen – lach. Die Laute, die er dazu von sich gibt, sind einfach herrlich! Auch er hat in den letzten Wochen viel gelernt; seine Hände und ihre Funktionen entdeckt. Er greift nach allem, auch wenn die Koordination oft noch nicht so funktioniert. Seine Füße schaut und fasst er nun mehr immer staunend an. Er weiß noch nicht, was er damit in wenigen Monaten vollbringen kann.

Nach wie vor bekommst nur DU ihn zum lauten Lachen! Milchmonster grinst viel und gerne und es ist nicht schwer, ihn dazu zu animieren. Aber das er wirklich lauthals lacht – dazu bekommt ihn nur sein großer Bruder!

Weißt du, was ich sooo süß finde? Wie DU dich daran erfreuen kannst, wenn dein kleiner Bruder neue Dinge erlernt. Mein großer Schatz, diese ehrliche Anerkennung, diese wunderbare Freude – das ist eine besondere Gabe! Erhalte sie dir, diese ehrliche Freude. Das ist etwas ganz Besonderes! So viele Menschen haben es heutzutage verlernt, sich über die Fortschritte anderer zu erfreuen.






In Liebe

Eure Mama



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