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Samstag, 21. September 2013

Rezession: Schwangerschaft und Geburt

Was wäre eine Schwangerschaft ohne sich dabei die passende Literatur zu Gemüte zu führen? Richtig - nichts!

Aber wenn man mal ehrlich ist, steht in den meisten Büchern über Schwangerschaft und Co. eigentlich nur Müll oder sie sind viel zu theoretisch, dass man das Gefühl hat, man ist nicht schwanger, sondern macht seinen Doktor in der Gynäkologie.

Na ja, ich habe mir trotzdem ein Buch gekauft: "Schwangerschaft und Geburt von Katharina Mahrenholtz". Mit einem Neupreis von 12,90 EUR im Rahmen.





Sehr schön ist, dass man das Buch wirklich schnell durchgelesen hat. Ja, es ist also auch etwas für arbeitende werdene Mamis, die nur in der Bahn - also auf den Weg zur Arbeit -  so wirklich dazu kommen, sich mal ein paar Minuten mit ihrem aktuellen Umstand auseinanderzusetzen. Einfach geschrieben, zauberte es mir ab und an ein Lächeln auf den Lippen. Sehr gut fand ich die Vergleiche eines jedes Trimesters, dass einmal das "Klischee" beleuchtete (so muss man sich fühlen, glaubt man) und wie die harte Realität dann wirklich ist (so fühlt man sich halt wirklich - jede Frau, die schon einmal Mama geworden ist, wird es bestätigen).
Ich konnte sogar etwas sehr berufsrelevantes in diesem Buch finden, oder wusstet ihr, dass es seit 1994 ein Werbegesetz gibt, die der Säuglingsnahrung verbietet, sich gleichwertig oder sogar besser zu präsentieren, als die gute alte Muttermilch? Ich auch nicht :-)

Die Männerseiten dagegen waren so ... warum gibt es eigentlich in jedem Schwangerschaftsbuch auch Seiten für Männer? Man kann es einem Mann ja doch nicht beschreiben, was mit einem in der Zeit los ist (oder auch nicht). Entweder er findet seinen Weg, die Zeit irgendwie zu überleben oder er verhält sich eben wie der letzte Affe und verkrümelt sich.
Als Randnotiz wird dem Mann in diesem Buch desöfteren empfohlen, dass er seiner Frau unbedingt regelmäßig sagen soll, wie hübsch sie ist (auch wenn sie aussieht wie ein gestrandeter Wal). Aber mal ehrlich? Will  man das in der Schwangerschaft? Kommt das nicht heuchlerisch herrüber, wenn der Mann das vor der Schwangerschaft auch nicht großartig gemacht hat? Und vor allem: Geht es der werdenen Mama nicht eher irgendwann auf den Keks, so dass er die volle Packung Schwangerschaftshormone abbekommt?
Der Papa vom Bauchzwerg hat mir am Anfang fast täglich per Whats App "Guten Morgen" gewünscht. Ich hätte mir irgendwann die Kugel geben können, so nervig fand ich das schon nach einer Woche. Ich weiß nicht, ob das nun daran liegt, dass ich mit dem Papa vom Bauchzwerg nicht zusammen bin und auch ansonsten keine romantischen Gefühle für ihn habe oder ob es nicht einfach normal ist, weil es nämlich schlicht und ergreifend irgendwann übertrieben ist. Also ehrlich: Wenn der Papa sich mit der Schwangerschaft und Geburt beschäftigen möchte, dann soll er sich eben einen Papa-Ratgeber kaufen. Die gibt es mittlerweile ja auch wie Sand am Meer. Und die Worte finden sicher auch viel mehr Anklang, wenn sie von einem Leidensgenossen verfasst wurden.
Aber vielleicht bin ich auch einfach eine merkwürdige Schwangere :D Im Gegensatz zu allen anderen Frauen, verspüre ich in der Schwangerschaft nie dieses Gefühl, dass ich jetzt mehr Zärtlichkeit und Liebe brauche. Meistens gehen mir die Männer mit ihrem Geeiere auf den S*ck - 'Tschuldigung Keks. Bauchzwergs Papa will einen auf heile Familie spielen -> FAIL! Kilians Papa hat sich komplett hinter den Pc verkrümelt und ward dann nicht mehr gesehen -> ebefalls FAIL! Gibt es da draußen eigentlich noch den gesunden Mittelweg? Aber ich schweife ab ;-)




"Sich von Freunden sagen lassen, man solle die Zeit genießen. Wie soll man die Zeit genießen, wenn man A) nichts mehr zum Anziehen hat, B) sich kaum bewegen kann und C) in Bars immer sagen muss: >> Danke, ich nehme nur ein Wasser?<<"
Ich glaube, dass war fast einer der besten Sätze, die ich in diesem Buch gelesen habe. Denn genau das, habe ich mir bei Kilian auch immer gedacht. Wie soll man seine freie Zeit genießen, denn der Alltag mit Arbeit und Co. geht trotz Schwangerschaft weiter und was die wenige Freizeit bei einem Vollzeitjob angeht: Lest den Satz. Freie Zeit hin oder her. Genießen kann man die nicht. Zumindest nicht so, wie sich das unschwangere, kinderlose Menschen vorstellen, dass man es tun sollte. 


"Mit dem Betreten des Bereichs >>Kreissaal<< legt die Frau für einige Zeit ihre Menschenwürde ab"
Weil ja insbesondere Männer gerne von diesem Thema anfangen, wenn sie mit der Kindesmutter nicht mehr zusammen sind und dann viel von Gleichberechtigung und so labern. Meine lieben Herren, es gibt keine Gleichberechtigung. Wenn es sie gäbe, würden beide Parteien nach der Zeugung des Lebens beschwerdefrei weiterleben und das Kind käme auf die Welt (ohne Schmerzen und alles) und es wäre alles einfach nur schön und Friede, Freude, Eierkuchen. Aber während der Mann nach der Zeugung, wenn er möchte ;-), erst mal sein eigenes Leben beschwerdefrei weiterlebt, hat die Frau schon im ersten Trimester mit blöden Nebenwirkungen zu kämpfen - und darf das oft aus arbeitstechnischen Gründen erst mal nicht zeigen. Und der Frau steht ja auch noch der Supergau bevor. Der Vergleich mit der Abgabe der Menschenwürde im Kreissaal ist da sehr passend. Grundsätzlich habe ich z.B. echt eine große Klappe, aber während der Wehen hätte man alles mit mir machen können. Ich hätte sämtlichen Vertretern die unnötigsten Dinge abgekauft und ich hätte (habe!) alles getan, was so die Hebammen von mir verlangt haben. Meine Stimme war um ca. 10 Oktaven höher als üblich. Wirklich, ich wollte einfach irgendwann nur noch, dass es vorbei ist. Und nein, ganz ohne gewalttätige Gedanken so wie es sich der Papa vom Bauchzwerg ausmalt. Er geht davon aus, dass ich ihn unter den Wehen verprügeln werden, weil ich wütend auf die Welt bin - ähm, ok ^^ Zum Glück sitzt er draußen vorm Kreissaal. Wie gut, dass in so einem Kreissaal die Beteiligten alle sehr wohlwollend mit einem sind und mich nach der Geburt keine Rechnung von 10.000 EUR ereilt hat von irgendwelchen "Magic Hygienic Staubsaugern", die eh nicht funktionieren. Wo sind eigentlich die Menschenrechtler, wenn man sie braucht?

Die Zeit nach der Geburt wird in dem Buch ziemlich schnell abgehandelt. Die Autorin hat einen guten Mittelweg gefunden, keine Vorwürfe zu erheben, wenn sich jemand z.B. bewusst gegen das Stillen entscheidet oder das Baby nachts aus Müdigkeit im Elternbett stillt. Die Entscheidung liegt eben bei den Eltern und es gibt kein richtig oder falsch, sondern nur den Wohlfühl-Faktor.
Mein persönlicher Wohlfühl-Faktor sind Stillen, Familienbett und Tragen, aber ich kann damit leben, wenn sich jemand dagegen entscheidet ;-)


"Wahrscheinlich ist die Schwangerschaft tatsächlich ein kleiner Vorgeschmack darauf, wie  man sich fühlt, wenn man alt und gebrechlich ist."
Wahre Worte! In der 1. Schwangerschaft hätte ich das so nie unterschrieben, aber diesmal ist ja eben auch alles anders ;-)


Einzige enttäuschende Thema in dem Buch war die Schwangerschaftsmode. Meine lieben Mitschwangeren, keine Sorge! Auch H&M und Co. haben sehr wohl schöne und bezahlbare Schwangerschaftsmode. Als Oberteil kann man auch einfach die schöne Bluse von Colloseum in zwei Nummern größer nehmen. Funktioniert auch. Also auch Otto-Normal-Schwangere können die Schwangerschaft top gestylt überleben. Inwieweit man allerdings Lust und Muße dazu hat, steht widerrum auf einem anderen Blatt. Spätestens wer mit der Symphyse zu tun hat, wird sich überlegen, was und wie oft er sich am Tag umzieht.



Wer also sich und die Schwangerschaft nicht zu ernst nimmt, ist mit dem Buch gut bedient und kriegt sogar noch die ein oder andere Info gratis dazu, ohne direkt in Panik zu verfallen!

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